Der schöne Schein an der Börse trügt: Nur ein paar Konzerne retten den Markt

Tech-Konzerne melden sich nach dem schlechten Jahr 2022 zurück an der Börse. Nur ihnen ist es zu verdanken, dass die Kurse der großen Indizes trotz der vielen Probleme auf gutem Niveau halten können.

Beim ersten Blick auf die Märkte sieht die Lage eigentlich gar nicht so schlecht aus. Trotz Bankenkrise, Rezessionsgefahren und eines Rekordanstiegs bei den Zinsen, halten sich die Kurse auf hohem Niveau.

Wenn man aber mal etwas an der Oberfläche kratzt, dann sieht die Börsenwelt nicht mehr ganz so gut aus. Der schöne Schein trügt. Zwar hat der S&P 500, der aufgrund seiner Breite als Abbild der amerikanischen Wirtschaft gilt, seit Jahresanfang rund acht Prozent zugelegt. Es sind aber gerade mal acht (!) Aktien, die dem Index ins Plus verhelfen. Die restlichen 492 Aktien im Index sind dagegen eher eine Belastung. Die Top-Aktien sind „alte Bekannte“. Es ist die Gruppe der sogenannten FAANG-Aktien (benannt nach den Initialen der fünf Unternehmen) plus noch ein paar weitere Titel:

  1. Facebook / Meta
  2. Apple
  3. Amazon
  4. Netflix
  5. Google / Alphabet
  6. Microsoft
  7. Nvidia
  8. Tesla

Besonders die Perfomance von Nvidia ist der Wahnsinn: Die Aktie hat seit Jahresanfang knapp 83 Prozent gewonnen. Auch Meta hat sich seit Jahresanfang mit einem Plus von 87 Prozent wirklich gut entwickelt und auch die Zahlen fürs erste Quartal kamen vergangene Woche gut an.

Schwierige Lage an der Börse

„Die Stimmung an der Börse wäre ganz schön anders, wenn sich die Tech-Aktien nicht so beeindruckend erholt hätten“, hieß es dazu kürzlich in einem Marktkommentar. Dazu passt diese Grafik. Hier sind alle Aktien im S&P 500 gleichgewichtet und nicht nach Marktkapitalisierung. Normalerweise hat zum Beispiel Apple ein Gewicht von über sieben Prozent. Wie Du sehen kannst, wäre in diesem Fall die Performance deutlich schlechter gewesen.

Was heißt das jetzt alles?

  • Die Lage an der Börse ist nicht so gut, wie es scheint. Die Kursentwicklung wird von nur wenigen Aktien getragen und nicht von der breiten Masse. Die Performance von Apple und Co. täuscht darüber hinweg, dass es sehr vielen Konzernen nicht wirklich gut geht. Daher heißt es weiterhin vorsichtig sein. Ein großes Risiko ist die drohende Rezession, vor allem in den USA. Hier erwarten die Märkte bisher nur einen milden Verlauf. Aber es gibt auch gute Gründe dafür, dass wir eine schwere Rezession erleben.  Beispielsweise haben die jüngsten Zinserhöhungen der Notenbanken noch gar nicht richtig ihre Wirkung entfaltet.
  • Alles hängt von wenigen Werten ab. Wehe, wenn bei Apple, Microsoft und Co. etwas schief läuft und die Erwartungen enttäuscht werden. Dann geht es ganz schnell nach unten an der Börse. Ihr Anteil ist nicht nur im S&P 500 hoch (zusammengenommen kommen Apple und Microsoft auf ein Gewicht von fast 13 Prozent), sondern auch in anderen Indizes wie dem MSCI World.
  • Abgesehen von der kurzfristigen Entwicklung sind diese Zahlen mal wieder ein schönes Beispiel dafür, wie gefährlich es ist, auf Einzelaktien zu setzen. Wie Du weißt, bin ich ETF-Fan und ich fühle mich durch diese Zahlen mal wieder bestätigt. Es zeigt, wie riskant Einzelaktien sind. Natürlich lieferten Nvidia, Facebook und die sechs anderen starke Kursgewinne ab. Aber 492 Aktien brachten es nicht. Und Nvidia und Facebook waren zwei der großen Verlierer des Börsenjahres 2022. Der Kurs von Facebook zu Beispiel hatte sich zwischenzeitlich gedrittelt. Wenn mir jetzt jemand sagt: “War doch klar, dass die wiederkommen“, dann glaube ich ihm nicht. Deshalb: Lieber auf einen Index setzen als zu versuchen, die richtigen Einzelwerte rauszugreifen und dann auch noch das Timing hinzukriegen.

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