So schützen Sie Ihr Vermögen vor der „Großen Stagflationären Schuldenkrise“

Nouriel Roubini ist bekannt für seine finsteren Prognosen. Jetzt sieht der Ökonom die Welt auf die „Große Stagflationäre Schuldenkrise“ zusteuern, wie er es nennt. Er hat aber auch ein paar Empfehlungen, wie sich Anleger vor Verlusten schützen können.

Die Finanzkrise 2008 machte den Ökonom Nouriel Roubini zum Star. Als alle noch euphorisch waren, warnte er schon vor den Risiken auf dem US-Immobilienmarkt: Im September 2006 stellte Roubini seine Thesen erstmals auf einer Konferenz des Internationalen Währungsfonds in Washington vor: In den USA werde der Immobilienmarkt kollabieren, Billionen von Dollar an Hypothekenkrediten würden faul werden, das globale Finanzsystem erschüttert, Banken und Hedgefonds gingen unter. Als er fertig war, sagte der Moderator: „Ich denke, wir brauchen jetzt einen starken Drink.“ Einige im Publikum lachten. Doch es kam so, wie Roubini vorausgesagt hatte.

Seitdem lacht niemand mehr über ihn. Roubini ist zu Gast in den Hauptstädten der Welt, beim World Economic Forum und als Redner bei vielen Veranstaltungen. Alle wollen seine Analysen und Thesen hören.

Sie sind kein bisschen optimistischer geworden.

Ich durfte „Dr. Doom“, wie Roubini wegen seiner düsteren Prognosen genannt wird, vergangene Woche live auf dem Fondskongress in Mannheim erleben. Und ich muss sagen: Es wird einem schon ein wenig anders, wenn man Dr. Doom reden hört.

Wir stehen vor der „Große Stagflationären Schuldenkrise“

Roubini warnt jetzt vor einer langen Phase der Stagflation, also einer Kombination aus niedrigem Wachstum und hoher Inflation. Faktoren wie De-Globalisierung und steigende Löhne aufgrund des Fachkräftemangels würden die Preise treiben. Wegen der hohen Schulden könnten die Notenbanken aber nicht ausreichend gegen die Inflation vorgehen: „Die Zentralbanken sagen, dass sie die Inflation um jeden Preis bekämpfen werden. Aber wenn der Preis dafür wirtschaftlicher und finanzieller Absturz sind, die sich gegenseitig hochschaukeln, werden die Zentralbanken irgendwann einknicken. Die neue Normalität bei der Inflation liegt wahrscheinlich nicht bei zwei Prozent Inflation. Die neue Normalität wird eher bei fünf bis sechs Prozent liegen.“

Pandemien, Cyberangriffe und geopolitische Krisen drückten zusätzlich auf das Wachstum: „All diese geopolitischen Spannungen führen zu einer Entkopplung der Weltwirtschaft, einer De-Globalisierung, einer Fragmentierung der Weltwirtschaft und einer Zersplitterung der globalen Lieferketten.“

Nouriel Roubini nahm sich die Zeit für ein Foto mit mir

Roubini fürchtet, dass im kommenden Jahrzehnt die wirtschaftlichen Störungen aufgrund von Stagflation größere Schäden anrichten können als in den 1970er-Jahren. „Damals gab es nur ein Inflations-, aber kein Schuldenproblem. Während der Weltfinanzkrise von 2008 hatten wir Glück. Staatliche und private Überschuldung erschütterten das Finanzsystem, doch wir hatten kein Inflationsproblem“, erinnert Roubini. „Beide Male sind wir mit einem blauen Auge davongekommen. Wenn aber beide Probleme zusammen auftreten und eine Blase platzt, dann bewegen wir uns im kommenden Jahrzehnt auf Neuland: eine globale Finanz- und Schuldenkrise plus Stagflation.“ Das sei ein verheerendes Szenario. „Doch so extrem es klingen mag, es ist wahrscheinlich.“ Die Schuldenfalle von heute vereine sich mit der Inflation von morgen. Roubini nennt es die „Große Stagflationäre Schuldenkrise“.

Vermögen schützen mit Gold, Edelmetallen und kurzlaufenden Anleihen

Wie lässt sich in so einer Lage das Vermögen schützen? Roubini hat dafür ein paar Tipps. Von Anleihen hält er nichts, weil dort aufgrund der Inflation hohe Kursverluste drohen. Eine Stagflation sei jedoch auch schlecht für die Aktienmärkte. Denn die Realerträge gingen zurück, was zu einer schlechteren Bewertung der Aktien und damit zu sinkenden Kurse führe. In Phasen der Stagflation wie in den 1970er-Jahren hätten Aktien stark an Wert verloren, erinnert Roubini.

Seine Empfehlung:

  • Inflationsindexierte Anleihen oder in Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit, deren Erträge sich rasch an die steigende Inflation anpassen.
  • Gold und andere Edelmetalle und vielleicht auch Rohstoffe, die sich mit steigender Inflation tendenziell ebenfalls verteuern. Gold biete außerdem eine gute Absicherung gegen die politischen und geopolitischen Risiken, die der Welt in den kommenden Jahren drohten.
  • knappe Immobilien, zum Beispiel Land, Geschäfts- und Wohnimmobilien sowie Infrastruktur. Angesichts des Klimawandels sollten Investition in Immobilien aber in Regionen getätigt werden, die nicht von steigenden Meeresspiegeln und Wirbelstürmen betroffen seien.
  • eine Cash-Reserve: Bargeld verliere zwar durch die Inflation an Wert, die Verluste seien aber nicht so hoch wie am Aktienmarkt. Mit der Reserve könne man dann später günstig in Aktien investieren.
  • wenn Aktien, dann Titel aus dem Nasdaq. Der Grund: Aufgrund der in den kommenden zwei Jahrzehnten anstehenden Erschütterungen würden viele der im Dow Jones , S&P500, Nikkei 225 , FTSE 100 , Euro STOXX 50 und anderen Indizes notierten Unternehmen obsolet. Idealerweise sollte man daher in Zukunftsunternehmen und -branchen investieren. Eine gute Annäherung an die Zukunftsbranchen biete der Nasdaq100 .

Ich muss sagen, es war schon ganz schön beklemmend, was Roubini da in Mannheim etwa eine Stunde lang erzählte. Aber ich würde Dir jetzt nicht empfehlen, Panik zu kriegen und Dein Depot umzuschichten. Auch Roubini hat keine Glaskugel und seit der Finanzkrise hat er schon viel erzählt. Aber ich finde solche Prophezeiungen immer wieder spannend. Denn: Was wäre wenn…? Einfach mal durchspielen und überlegen, was so ein Szenario für die Geldanlage bedeuten würde.

Mehr zugesagt hat mir der Vortrag von James Ashley, Chef-Anlagestratege bei Goldman Sachs, direkt im Anschluss an Nouriel Roubini. Auch Ashley sprach von Risiken, die vor uns liegen. Er aber sagte: „Jede Herausforderung, jedes Problem ist eine Investitionschance.“

Damit kann ich mehr anfangen als mit Schwarzmalerei.

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