Wie Herr Xi (nicht nur) mein Geld vernichtet

Der Parteikongress hat am Wochenende Xi Jinping für eine dritte Amtszeit wiedergewählt. Für Anleger sind das keine guten Nachrichten. Denn unter Xi hat sich die Wirtschaftspolitik Chinas nachhaltig geändert.

Für mich war eigentlich seit jeher klar, dass China mit ins Depot gehört. Statt den MSCI World habe ich den MSCI All Country World gewählt und sogar noch einen Asien-ETF. Ich war von den Chancen Chinas überzeugt. Der weitere Aufstieg zur größten Volkswirtschaft der Welt schien unaufhaltsam und natürlich wollte ich daran mitverdienen. Doch so überzeugt bin ich nicht mehr und inzwischen bereue ich das Investment sogar etwas.

Mein Asien-ETF (MSCI Asia ex Japan ESG, wer es genau wissen will, mit einem China-Anteil von 45 Prozent) ist dick im Minus und am Montag ging es noch einmal kräftig nach unten: Als Reaktion auf die Wiederwahl Xis brachen die Kurse chinesischer Aktien ein. Das zeigt so ein bisschen, wo das Problem ist. Unter Xi hat es einen Bruch mit den wirtschaftlichen Leitlinien Chinas geben. Deng Xiaoping hatte ideologische Dogmen, die in eine Sackgasse führen, verworfen und – gemeinsam mit seinen Nachfolgern – die Volkswirtschaft wieder leistungsstark und zukunftsfähig gemacht. Nun geht es jedoch um etwas anders: „Oberstes Ziel ist die neuerliche Absicherung der Herrschaftslegitimation der KPCh. D.h. zum ersten Mal seit Beginn der Reformära im Jahr 1978 wird die ökonomische Entwicklungsdynamik konsequent den Erfordernissen einer Machtkonsolidierung der KPCh untergeordnet“, wie es in einer kürzlich erschienenen Studie der Berenberg Bank heißt.

China setzt auf mehr Kontrolle

Dieser Satz fasst schön zusammen, was in letzter Zeit in China passiert ist. Massiv griff die Regierung in den Tech-Sektor ein und kümmerte sich nicht darum, dass die Kurse von Tencent Holdings Limited oder Alibaba abstürzten und viel Vertrauen bei Investoren zerstört wurde. Dann die No-Covid-Politik, die Bevölkerung und Wirtschaft extrem belastet. Bei der Vergabe öffentlicher Gelder werden staatliche Unternehmen bevorzugt, die politisch loyal, aber oftmals nicht besonders produktiv sind. Private Unternehmen, deren Aktivitäten als unvereinbar mit den Idealen der Regierung gelten, haben es hingegen schwer. Die Regulierung der Kapitalströme ist restriktiver geworden, insbesondere für grenzüberschreitende Geschäfte. Die staatliche Kontrolle und die strengen Vorschriften wirken sich negativ auf einige der produktivsten und innovativsten Wirtschaftszweige aus, die die Regierung als unvereinbar mit ihren sozialen und/oder wirtschaftlichen Idealen ansieht.

Der neue Kurs aus Peking lastet auf den Kursen der chinesischen Unternehmen. Indien entwickelt sich dagegen deutlich besser.

Dazu kommen tiefgreifende strukturelle Herausforderungen, die über Jahrzehnte hinweg in der chinesischen Volkswirtschaft herangewachsen sind: Die lang anhaltende Wachstumsgeschichte hat viele tiefer liegende Probleme überdeckt. Unter anderem nennt die Berenberg-Studie:

  • Das Potenzialwachstum hat sich verlangsamt.
  • Die zentrale Steuerung der Wirtschaft durch die Regierung hat zu Fehlallokationen von Ressourcen, zu Ineffizienzen und zu Exzessen geführt.
  • Die zunehmend schärfere Kontrolle und die strenge Regulierung von Privatunternehmen und Kapitalströmen verhindern Innovationen und dämpfen die Produktivität.
  • Zuletzt hat die Sorge über unfaire chinesische Geschäfts- und Handelspraktiken weltweit zugenommen. Vor dem Hintergrund der geopolitischen Spannungen ist das Misstrauen gegenüber China gestiegen. Beides wird wohl zu einer allmählichen Verringerung der Rolle Chinas in den globalen Lieferketten beitragen.
  • Dazu kommt die neue Sicht auf autokratische Systeme im Zuge des Ukraine-Krieges: Die Risiken, die von der Volksrepublik ausgehen – wirtschaftlich, gesellschaftlich und inzwischen auch sicherheitspolitisch – geraten stärker in den Blick. Unternehmen haben damit begonnen, ihr China-Engagement zu reduzieren.

Keine guten Aussichten für Aktionäre

Das Fazit der Studienautoren klingt ernüchternd: „Die Tage des anhaltend starken Wachstums sind vorbei. Die zentrale Steuerung der Wirtschaft verschärft die Ungleichgewichte und wird eher zum Stolperstein für die wirtschaftliche Entwicklung als dass dadurch Fortschritt zu erwarten ist.“ Für Aktionäre dürfte es in den nächsten Jahren also schwieriger mit China werden.

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