Alternativen zum Super-Index MSCI World

Wer sich über das Thema Geldanlage informiert, kann schnell den Eindruck kriegen, dass für langfristige Anleger nur ein ETF auf den MSCI World-Index in Frage kommt. Dabei gibt es gute Alternativen.

Warum wird der MSCI World so oft empfohlen?

Eine breite Streuung ist beim Investieren an der Börse wichtig, um das Risiko zu verteilen. Je mehr Aktien ich habe, desto geringer ist das Einzeltitel-Risiko. Mit einzelnen Unternehmen kann immer etwas passieren. Wenn mein Geld aber über viele hundert Aktien gestreut ist, fällt das Schicksal des einzelnen Unternehmens kaum noch ins Gewicht.

ETFs auf den MSCI World-Index bieten eine sehr einfache Art der Streuung. Der MSCI World umfasst rund 1500 Aktien aus allen Branchen und ich brauche nur einen ETF auf diesen Index, um auf einen Schlag in all diese Unternehmen zu investieren – und das außerdem kostengünstig: Die jährlichen Gebühren der MSCI World-ETFs liegen unter 0,5 Prozent.

Dazu kommt, dass der MSCI World Index seit vielen Jahren mit seiner Performance überzeugt. Sie lag im Schnitt der vergangenen zehn Jahre bei 8,9 Prozent pro Jahr. Alle Rückschläge steckte der Index weg – auch wenn es manchmal mehrere Jahre dauerte – und stieg auf immer neue Rekordstände.

Über den Autor

Clemens Schömann-Finck ist Finanz-Experte und steht hinter dem Youtube-Kanal „René will Rendite“. In seiner Kolumne bei FOCUS Online beleuchtet er aktuelle Themen rund um Börse und Geldanlage. Abonnieren Sie hier seinen Newsletter für mehr Finanz-Infos.

Ist der MSCI World uneingeschränkt zu empfehlen?

Der MSCI World ist ohne Frage ein gutes Investment, von dem ich niemanden abraten würde. Allerdings kann ich auch verstehen, wenn sich Anleger damit nicht ganz wohl fühlen . Der Grund: Die Streuung im MSCI World ist nicht ganz so gut, wie es die schiere Anzahl von Unternehmen glauben lässt. Apple und Microsoft kommen zum Beispiel zusammen auf einen Anteil von ungefähr zehn Prozent. Die Top Ten Unternehmen machen ungefähr 20 Prozent aus. Das Schicksal mancher Unternehmen ist eben doch wichtig.

Außerdem dominieren Unternehmen aus dem Tech-Sektor den Index. Ihr Anteil liegt bei knapp 22 Prozent. Auch das ist ein gewisses Klumpenrisiko.

Manche Anleger stören sich auch daran, dass die USA als Region den Index mit einem Anteil von fast 70 Prozent dominieren. Das sehe ich aber weniger als Problem. Denn die großen Unternehmen agieren international. Der Heimatmarkt ist da nur ein Markt unter vielen. Problematischer finde ich dagegen, dass die Schwellenländer im MSCI World – trotz des Namens – nicht vorgekommen: Denn er ist so konstruiert, dass nur Unternehmen aus den Industrieländern berücksichtigt werden.

Was sind Alternativen zum MSCI World?

Wer aus diesen Gründen lieber nicht in den MSCI World investieren will, kann aus einigen Alternativen wählen:

MSCI ACWI: Der Index ist ähnlich konstruiert wie der MSCI World , aber wesentlich breiter. Die Abkürzung ACWI wird meistens mit „All Country World Index“ übersetzt, auch wenn das nicht offiziell ist. Der Index umfasst auch die Schwellenländer. Konkret bedeutet das, das in dem Index fast 3000 Unternehmen aus 47 Ländern vertreten sind. Dadurch ist er nicht viel, aber zumindest ein bisschen besser ausbalanciert als der MSCI World.

FTSE All World: Im Prinzip das Gegenstück zum MSCI ACWI, aber noch ein bisschen breiter. Rund 4300 Unternehmen aus 49 Ländern sind Mitglied dieses Index. Die Abweichungen zum MSCI World sind dennoch eher klein.

MSCI ACWI IMI: Der MSCI ACWI IMI umfasst insgesamt fast 10.000 Aktien. Das sind 99 Prozent des Weltaktienmarktes. Er gleicht direkt zwei Defizite des MSCI World aus: Er umfasst nicht nur die Schwellenländer, sondern auch noch die kleinen Unternehmen, die so genannten Small Caps, die in den anderen Welt-Indizes fehlen. Die kleinen Werte waren zuletzt jedoch eher von Nachteil. Sie drückten die Performance. In den vergangenen zehn Jahren lag der MSCI World im Schnitt fast ein Prozentpunkt vorne. Möglicherweise liegt es daran, dass der IMI-ndex nicht so populär ist: Es gibt nur einen ETF auf diesen Index, den SPDR aufgelegt hat.

MSCI, FTSE

Gibt es noch weitere Alternativen?

Die bisher vorgestellten Indizes weichen kaum vom MSCI World ab. Das ist wenig überraschend, weil sie nach einem ähnlichen Grundprinzip gestrickt sind: Die Gewichtung der einzelnen Aktien hängt vom Börsenwert ab. Je wertvoller ein Unternehmen, desto größer ist sein Anteil. Die ETFs spiegeln damit die Börsenverhältnisse wider, aber nicht die wirtschaftlichen Verhältnisse in der Welt. Wem das als Anleger wichtig ist, der findet hier drei Alternativen zum MSCI World.

Global Portfolio One: Der deutsche Portfoliomanager Andreas Beck steht hinter dem Global Portfolio One. Er bildet den Weltaktienmarkt durch einen Mix aus Regionen- und Länder-ETFs ab. Insgesamt investiert der Fonds auf diese Weise in rund 8800 Unternehmen. Das Besondere: 20 Prozent der Anlagesumme stecken in Anleihen hoher Bonität. Sie bilden eine Art Reserve, die Andreas Beck nutzt, um bei Kursstürzen nachzukaufen und die Aktienquote auf bis zu 100 Prozent zu erhöhen. Dieser Ansatz wird seit einiger Zeit kontrovers diskutiert, weil das Global Portfolio One in seiner Performance hinter dem MSCI World zurückblieb. Künftig kann das aber wieder anders sein, vor allem, wenn es zu größeren Kursturbulenzen kommen sollte.

L&G Gerd Kommer Multifactor Equity: Wie der Name schon sagt, steht der Münchner Vermögensverwalter und Buchautor Gerd Kommer hinter diesem ETF. Kommer hat sich als Verfechter eines streng rationalen und wissenschaftlich basierten Investmentansatzes einen Namen gemacht. Er gilt als „ETF-Papst“. In seinem ETF kombiniert Kommer große und kleine Werte („All Cap“), berücksichtigt bei der Länder­gewichtung sowohl Markt­kapitalisierung als auch Wirtschafts­­leistung („BIP“) und auch noch sogenannte Faktorprämien. Kommers ETF umfasst 2000 Einzelaktien und ist erst seit kurzem auf dem Markt. Von daher ist es noch zu früh, um beurteilen zu können, ob sich dieser durchaus interessante Ansatz bewährt.

Regionen-Depot: Dieser Ansatz erfordert etwas mehr Arbeit und Erfahrungen. Der Anleger stellt dabei selber sein Welt-Depot zusammen, indem er ETFs aus einzelnen Regionen miteinander kombiniert und gemäß seiner Wünsche gewichtet. Er kombiniert zum Beispiel einen ETF auf den MSCI North America, einen ETF auf den MSCI Europe und einen ETF auf den MSCI Emerging Markets miteinander. So kann der Anleger die Gewichtung selber aussteuern. Allerdings kann es nötig sein, das Depot regelmäßig umzuschichten (in der Fachsprache „rebalancing“ genannt), um die gewünschte Ausgangsgewichtung wieder herzustellen.

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