Aktie verkaufen oder halten? So triffst Du die richtige Entscheidung

An der Börse geht es nicht nur nach oben. Verluste gehören dazu. Doch wann ist der Zeitpunkt gekommen, eine Aktie zu verkaufen? Diese Strategien helfen Dir bei der Frage „Verkaufen oder halten?“

Der richtige Umgang mit Verlusten ist eines der wichtigsten Dinge, die man als Anleger an der Börse beherrschen muss. Denn Verluste wiegen gleich doppelt schwer: Zum einem schmilzt natürlich der Wert der Investition dahin. Zum anderen fallen Opportunitätskosten an. Denn das in schlechten Aktien gebundene Geld kann nicht anderswo lukrativer angelegt werden. Mir entgehen als Anleger also mögliche Gewinne. Es ist daher für den Anlageerfolg essenziell, eine gute Strategie zu haben, wenn der Aktienkurs nach unten rauscht. In diesem Artikel will ich Dir einige dieser Strategien vorstellen.

Aktie verkaufen? Überprüfung des Investment Case

Börsen-Altmeister Warren Buffett lässt sich von Kursrutschen nicht aus der Ruhe bringen. „Kaufe keine Aktie, wenn Du nicht damit leben kannst, dass der Kurs um 50 Prozent fällt“, lautet ein Zitat von ihm. Was er damit mein: Ein Unternehmen wird nicht schlechter, nur weil der Aktienkurs fällt. Wenn das Unternehmen weiterhin gut arbeitet, wird auch der Aktienkurs wieder steigen. Das heißt für Dich: Versuche, die Gründe hinter dem Kursrutsch bei Deiner Aktie zu verstehen. Fällt sie zum Beispiel, weil gerade an der Börse schlechte Stimmung herrscht? Oder hat sich etwas Fundamentales im Geschäft des Unternehmens geändert? Der erste Fall braucht Dich nicht zu beunruhigen, der zweite schon.

Hilfreich ist, wenn Du schon beim Kauf der Aktie einen Investment-Plan erstellst. Hier listest Du die Gründe auf, warum Du das Unternehmen kaufst, und genauso, unter welchen Bedingungen Du es wieder verkaufen würdest. Sind die Gründe, die damals für den Kauf sprachen, nicht mehr gegeben, könnte der Zeitpunkt gekommen sein, um sich von der Aktie zu trennen. Ein guter Anhaltspunkt ist dafür auch die folgende Frage: „Wenn ich das Unternehmen noch nicht hätte, würde ich es jetzt kaufen?“

Über den Autor

Clemens Schömann-Finck ist Finanz-Experte und steht hinter dem Youtube-Kanal „René will Rendite“. In seiner Kolumne bei FOCUS Online beleuchtet er aktuelle Themen rund um Börse und Geldanlage. Abonnieren Sie hier seinen Newsletter für mehr Finanz-Infos.

Aktie verkaufen? Signale der Charttechnik

Die Charttechnik versucht, aus den Chartbildern der Vergangenheit Vorhersagen für die Zukunft abzuleiten. Ein typisches Muster in der Charttechnik ist die sogenannte Unterstützung (siehe Grafik). Das ist eine Kursmarke, an der der Aktienkurs in der Vergangenheit immer wieder gedreht hat. Sie stoppte den Fall. Riskant ist, wenn der Kurs so eine Unterstützung durchbricht. Dann drohen gemäß der Charttechnik weitere Verluste – bis der Kurs auf eine neue Unterstützung trifft.

Der Bereich von 45 Euro war bei der BASF-Aktie lange Zeit eine Unterstützung. Als die Marke gebrochen wurde, ging es erstmal weiter nach unten, vor allem beim zweiten Mal.

Wissenschaftlich belegen lässt sich die Aussagekraft solcher Chart-Analysen nicht. Aber viele Anleger und auch automatische Trading-Programme achten auf sie. Deshalb haben diese Prognose-Modelle durchaus eine gewisse Relevanz.

Aktie verkaufen? Setzen von Stoppkursen

Mit einem Stoppkurs setzt Du Dir ein Verlustlimit. Man legt ihn in aller Regel schon beim Kauf fest. Du sagst also, bis zu welcher Höhe Du bereit bist, Verluste zu akzeptieren. Ein Richtwert sind zehn bis 20 Prozent unter dem Einstiegskurs. Dieses Limit ziehst Du von Deinem Kaufkurs ab. Das Ergebnis ist Dein Stoppkurs. Wenn die Aktie also zum Beispiel 80 Euro kostet und Du Dir ein Verlustlimit von zehn Prozent setzt, liegt Dein Stoppkurs bei 72 Euro.

Im Idealfall berücksichtigt Du beim Setzen der Marke noch die Charttechnik. Du schaust also, welche Unterstützung in der Nähe liegt.

Wenn die Aktie unter diesen Wert fällt, verkaufst Du sie. Manche Broker bieten auch automatische Verkäufe an. Wichtig dabei ist, den Stoppkurs immer nachzuziehen, wenn die Aktie steigt. So sicherst Du Deine Gewinne ab. Manche Broker, wie zum Beispiel Comdirect, bieten auch Trailing-Stops an. Dabei setzt du zunächst ganz normal einen Stoppkurs, z.B. zehn Prozent unter dem Kaufkurs. Sofern die Aktie jedoch steigt, wird der Trailing Stop nachgezogen. Der neue Stopp liegt dann zehn Prozent unter dem höheren Höchstkurs.

Welche dieser Strategien für Dich in Frage kommt, hängt zum einem von Deiner Nervenstärke ab. Mit einem Verlust von 50 Prozent, um das Zitat von Warren Buffett aufzugreifen, kann nicht jeder gleich gut leben. Zum anderen spielt Dein Anlagehorizont eine Rolle.

Charttechnik und Stoppkurse sind eher was für kurzfristig orientierte Anleger, die auch mal mit einer Aktie zocken wollen. Langfristig orientierte Anleger folgen eher der Strategie von Warren Buffett und sehen einen Kursrutscher als günstige Nachkaufgelegenheit – solange der Investment Case noch in Ordnung ist.

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