Der Kampf gegen die Inflation nähert sich dem kritischen Punkt

Bisher hatte die EZB noch relativ leichtes Spiel in ihrem Kampf gegen die Inflation. Sie musste nicht Farbe bekennen. Doch langsam kommt der Moment der Wahrheit. Denn die Konjunkturdaten verschlechtern sich zusehends.

Zwei wichtige Frühindikatoren zeigen nach unten. Der eine ist der Einkaufsmanager-Index. Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor, das verlässlichste Konjunkturbarometer für den Euroraum, fiel im Juni überraschend stark von 55,1 auf 52,4 Punkte. Ein Wert unter 50 signalisiert, dass der Sektor nicht mehr wächst. Der Index für das verarbeitende Gewerbe notiert schon seit Monaten unter dieser Schwelle und rutschte mit 43,6 noch tiefer in den rezessiven Bereich. Seit Juli 2021 fällt er mehr oder weniger ungebremst.

Für eine Erholung der Euro-Wirtschaft im zweiten Quartal sieht es damit schlecht aus. Schon bisher hatten Experten für 2023 nur mit einem kleinen Wachstum gerechnet. Die Gefahr wächst, dass es im Euroraum selbst dafür nicht reicht.

Deutschland droht ein verlorenes Jahr

Deutschland kann sich davon natürlich nicht freimachen. Der Ifo-Geschäftsklimaindex, der zweite wichtige Frühindikator, sendet dafür eindeutige Signale: Auch das Geschäftsklima brach im Juni ein. Der Rückgang auf 88,5 fiel deutlich stärker aus als erwartet. Das starke Minus geht vor allem darauf zurück, dass die Unternehmen ihre Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate deutlich nach unten revidiert haben. Damit sieht es stark danach aus, dass Deutschland in 2023 in der Rezession verharrt. Die Commerzbank prognostiziert für das gesamte Jahr ein Minus von 0,5 Prozent.

Damit rückt der Zeitpunkt näher, an dem die EZB zeigen muss, wo sie steht. Die Zinsen anheben, wenn die Inflation über dem Notenbank-Ziel liegt, aber die Wirtschaft läuft – das kann jeder. Aber erst, wenn die Inflation über ihrem Ziel liegt, die Wirtschaft aber schwächelt und steigende Arbeitslosigkeit droht, zeigt sich, wie ernst es einer Notenbank ist.

Hält die EZB ihren Kampf gegen die Inflation durch?

Der Kurseinbruch beim Euro nach Veröffentlichung der Einkaufsmanagerdaten zeigt, dass die Märkte erwarten, dass die EZB einknicken wird – und die Inflationsbekämpfung hinten anstellt.

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