Kosten sparen bei ETFs mit dem Discounter-Prinzip

Einer der großen Vorteile bei der Geldanlage mit ETFs ist, dass ETFs deutlich günstiger sind als aktive gemanagte Fonds. Mit ETFs kannst Du jedoch noch einmal zusätzlich sparen, wenn Du ähnlich vorgehst wie beim Einkauf im Supermarkt. Denn auch bei ETFs gibt es teure „Marken-Produkte“ und günstigere „No-Name-Anbieter“.

Den MSCI World kennst Du bestimmt. Ein ETF auf den Index gehört zu den klassischen Anlageempfehlungen, wenn es um passives Investieren mit einem langen Anlagehorizont geht. Aber kennst Du auch den „Solactive GBS Developed Markets Large & Mid Cap Index“? Wahrscheinlich eher nicht. Und deswegen hast Du höhere Kosten bei Deiner Geldanlage als Du eigentlich müsstest. Denn die beiden Indizes unterscheiden sich praktisch gar nicht – außer bei den Gebühren (siehe Tabelle).

Das Prinzip, das dahinter steckt, kennt eigentlich jeder aus dem Supermarkt. Hier gibt es Marken-Produkte und No-Name-Produkte. Vergleichstest zeigen regelmäßig, dass diese No-Name-Produkte oft nicht schlechter oder sogar besser sind als die teureren Marken-Produkte.

Genauso ist es bei der Geldanlage mit ETFs. Auch hier gibt es „Brands“. Zum einem natürlich bei den ETF-Anbietern. Dazu gehören zum Beispiel Amundi, iShares, Xtrackers oder Vanguard. Zum anderen auch bei den Indizes, die diese ETFs abbilden. Was viele Anleger nicht wissen: MSCI oder S&P sind nicht einfach nur Buchstabenkürzel, sondern die Namen von Milliarden-Konzernen, die übrigens an der Börse notiert sind. Teil ihres Geschäfts ist das Auflegen von Indizes, wie zum Beispiel der bereits erwähnte MSCI World. Jeder, der einen ETF auf diesen Index anbieten will, muss eine Gebühr bezahlen. Weil die Bekanntheit dieser Indizes so groß ist, sind diese Gebühren entsprechend hoch.

Über den Autor

Clemens Schömann-Finck ist Finanz-Experte und steht hinter dem Youtube-Kanal „René will Rendite“. In seiner Kolumne bei FOCUS Online beleuchtet er aktuelle Themen rund um Börse und Geldanlage. Abonnieren Sie hier seinen Newsletter für mehr Finanz-Infos.

Daneben gibt es aber auch unbekannte Anbieter wie Solactive. Im Supermarkt-Regal wären sie das No-Name-Produkt. Und wie beim Einkauf gilt auch bei den Indizes: Das Markenprodukt ist meist teurer, aber nicht unbedingt besser. So gehört laut Vergleichsportal justetf.de das Angebot von SPDR zu den günstigsten ETF auf den MSCI World mit einer Gesamtkostenquote (TER) von 0,12 Prozent (Die Gebühr der ETFs von Lyxor, Amundi und Xtrackers liegt ebenfalls bei 0,12 Prozent). Der ETF von Amundi auf den Welt-Index von Solactive kostet mit einer TER 0,05 Prozent weniger als die Hälfte! Die Unterschiede sind marginal, wie die Tabelle zeigt. Denn ein wirkliches Copyright auf einen Index gibt es nicht. Sie sind letztendlich nur ein Algorithmus mit Anpassungsregeln. „Marken bei Standard-Indizes sind Schall und Rauch“, schrieb treffend der ETF-Experte Ali Masarwah in einem Blog-Artikel.

Ein Unterschied von 0,07 Prozentpunkten in der TER mag nicht viel klingen. Aber über die Jahre kommt da ein bisschen was zusammen. Bei einer jährlichen Durchschnitts-Rendite von sieben Prozent werden aus einer Investition von 10.000 Euro in den günstigen Amundi-ETF nach 20 Jahren rund 38.314 Euro. Beim SPDR.ETF werden aus der Summe rund 37.784 Euro, also immerhin ein Unterschied von fast 600 Euro oder 2,3 Prozent.

Andere Beispiele, wo sich mit der Wahl eines unbekannte Referenz-Index sparen lässt, sind der MSCI Europe und der MSCI North America. Wer zum iShares MSCI Europe-ETF (ISIN IE00B1YZSC51) greift, zahlt eine TER von 0,12 Prozent. Der Amundi Prime Europe-ETF (ISIN LU1931974262) mit dem Solactive GBS Developed Markets Europe Large & Mid Cap als Basis hat eine TER von 0,05 Prozent. Der günstige Konkurrenz-Index zum MSCI North America kommt von Morningstar und heißt US Large-Mid Cap NR Index. Einen großen Unterschied in den Top-Positionen und der Performance gibt es nicht. Lyxor bildet den Morningstar-Index mit dem ETF Lyxor Core US Equity (ISIN: LU1781540957) ab für eine TER von 0,04 Prozent. Der iShares MSCI North America (IE00B14X4M10) hat hingegen eine TER von 0,4 Prozent.

Das Discounter-Prinzip funktioniert bei ETFs also bei bekannten Regionen-Indizes recht gut. Hier gibt es kam Unterschiede. Schwieriger wird es allerdings, wenn es um Themen-ETFs geht. Auch hier hat vor allem Solactive ein breites Angebot an Indizes. Aber obwohl die Namen häufig sehr ähnlich klingen, unterscheidet sich die Zusammensetzung teilweise erheblich zu den Indizes von MSCI oder S&P, wie ich bei einigen Stichproben feststellte. Mein Eindruck war dabei vor allem, dass die Indizes von Solactive eher unbekannte Unternehmen enthalten. Das muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass die Performance schlechter ist. Aber sie sind anders als bei den Standard-Indizes nicht wirklich austauschbar.

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